Mentales Boxen
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Wetzlarer Neue Zeitung



Mit Boxhandschuh und Köpfchen

Boxen und Kommunikation –für Jörg Schmidt aus Niederwetz gehören diese beiden Dinge zusammen. Sein eigenes entworfenes Konzept, das „Mentale Boxtraining“, vereint Sport und geistige Entwicklung. Vor allem Kindern und Jugendlichen will Schmidt damit in zwölf Trainingseinheiten helfen, sich durch die Betätigung mit dem Boxhandschuh zu entwickeln.


Wer an das klassische Dampfablassen am Sandsack denkt, der hat weit gefehlt - wie das „Mentale Boxtraining“ aufgebaut ist, verrät Schmidt im Gespräch.

Seit seinem 16. Lebensjahr boxt Jörg Schmidt leidenschaftlich gern, er sieht in dem Sport eine Chance, sich einerseits körperlich zu betätigen, andererseits aber auch etwas „fürs Leben zu lernen,wie er sagt.

„Boxen hat unheimlich viel mit Kommunikation zu tun,sich aufeinander abstimmen, auf den Gegner achten und auf ihn reagieren“- all das macht macht das Boxen neben der rein körperlichen Komponente aus.

Dem Gegenüber verbale und non-verbale Signale zu senden, die Signale des Gegenüber wiederum zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren, das gehöre zum Boxsport dazu – werde dies allso gezielt trainiert, bestehe für die Probanden die Chance, eine Menge über das Kommunizieren auch außerhalb des Boxsport dazuzulernen, sag Schmidt.

„Das alles sind Werte, die im normalen Leben unabdingbar sind“ fügt der 58-jährige hinzu. Soll  heißen, beim „Mentalen Boxtraining“ werden die Sporteinheiten so vermittelt, das Kommunikation und das Miteinander im alltäglichen Leben gelingen kann.Die soziale Kompetenz könne so geschult werden.

Auf die Idee, Boxen und Persönlichkeitsentwicklung zu verbinden, kam der Hobbyboxer schon etwa vor 4 Jahren. Hauptberuflich ist Schmidt Krankenpfleger, der Bereich Psychosomatik beschäftigt den 58- Jährigen seit einigen Jahren aber auch außerhalb seiner Arbeit mit Patienten.


Die Idee für das „Mentale Boxen“ kam schleichend und hat sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Während einiger Spaziergänge mit seinem Hund kommt der Familienvater schließlich ins Grüben. „Die drei Grundelemente der verbalen Kommunikation sind das Sprecehn,Zuhören und Antworten – das ist genau wie beim Boxen“, erläutert Schmidt. Als er diesen Zusammenhang erkennt, entsteht sein Konzept.


Inspiriert hat ihn außerdem die „väterliche Herangehensweise“ seines Wetzlarer Boxtrainers Günther Hainke zu Jugendzeiten, wie Schmidt verrät.

„Boxen hat nichts mit Gewalt zu tun, ganz im Gegenteil: Boxen heißt gegenseitiger Respekt und gemeinsame Zeit“, erläutert der Hobbyboxer. Dies habe er schon in jungen Jahren von seinem Trainer gelernt und möchte das nun an Jugendliche weitervermitteln. „Boxen passiert orientiert an sozialen Werten und keinesfalls ein plumpes Draufhauen“, betont Schmidt.

Die Schläge beim „Mentale Boxen“ erfolgen daher „wohldosiert“, zwei Probanden tauschen sich dabei im Laufe der Trainingseinheiten aus. „Mal hat der eine die Handschuhe an und der andere hält die Pratzen, mal ist es umgekehrt.“

So könne der Jugendliche in beide kommunikative Rollen schlüpfen. Auch im alltäglichen Leben sei man schließlich nicht ausschließlich auf einer oder der anderen Seite.


Es gibt bislang nur einen Haken: Seit einem Jahr steht das Konzept nun fest, bislang scheuten sich aber leider die Probanden, bedauert Schmidt.

In den Köpfen vieler Menschen sei da Boxen mit Gewalt verbunden – mit seinem Konzept Offenheit dafür zu schaffen, wolle er weiterhin versuchen.


Anna Lena Fischer